Mit dem Tesla S P100 D zum Nordkap im Winter
In 206 Stunden 7.666 km
Wir fahren zum Nordkap – im Winter. Mit dem Tesla P100D, einem Elektroauto. Unser Ziel: wir wollen sehen, wie alltagstauglich ein Tesla auf weiten Strecken ist. Wie weit kommen wir – auch unter Extrembedingungen? Wie klappt das Aufladen?
Und warum macht eine Agentur sowas? yes or no hatte schon immer den Fokus auch auf zukünftige Märkte gelegt. In Zeiten von Disruption ein enorm wichtiger Punkt für unsere Kunden. Wir wollten also selber sehen, wie macht sich E-Mobilität im Alltag unter Stressbedingungen, um damit besser abschätzen zu können, ob E-Mobilität wirklich einen Zukunftsmarkt hat.
Vorweg - wir waren nach unserer Fahrt restlos überzeugt, dass E-Mobilität alltagstauglich ist. Daher haben wir unsere Kunden (oft Zulieferer) darauf hingewiesen. Keiner wollte es uns glauben, 2 Jahre später verkündet Elon Musk den Bau einer Gigafactory in Berlin an und die Automobilindustrie samt Zulieferer steckt in einer Rezession.
Aber es gibt eine Chance, es wird andere Technologien geben und andere Produkte benötigen. Hier beraten wir unsere Kunden gerne, mit dem Ziel´, die interne und externe Kommunikation zu übernehmen.
Tag 1:
Unsere erste Etappe führt zur Fähre Travemünde – Malmö. Mit einem kleinen Umweg zu Freunden in Essen fahren wir 940 Kilometer und laden 6 Mal die Akkus an den sogenannten Superchargern. So heißen die Schnellader von Tesla entlang der Autobahn. Meist sind es 6-10 Ladestellen, an ihnen lassen sich bis zu 135 kW abzapfen. Bei uns sind es meist zwischen 100 bis 114 kW. Es kann auch weniger sein, denn ist die Säule nebenan belegt, teilen die Fahrzeuge sich den Strom. Wer zuletzt kommt, bekommt ab, was übrigbleibt. Zudem laden sich die Akkus sehr viel schneller wenn sie leer sind. Ist der Akkustand niedrig lassen sich in 15 – 20 Minuten bis zu 150 bis 200 km Reichweite hinzugewinnen. Dann geht das Laden nach und nach langsamer, damit die Batterien geschont werden. Und wieso 6 x Laden? Der Tesla hat eine Charaktereigenschaft, die ohne Ende Reichweite kostet: Er fährt sich unendlich, wahnsinnig, unglaublich klasse. Er zieht an, dass es einem die Sprache verschlägt. Der 100D hat zwei Elektromotoren – einer vorne, einer hinten – und damit hält er den Zug bis 250 km/h. Es ist ein unglaublicher Fahrspaß. ABER die frisch getankten Kilometer verschwinden wie Nichts vom Display bei solchen "Austob-Fahrten". Am Abend schließlich teilen wir uns die Fähre nach Malmö mit rund 300 Truckern und einigen wenigen Familien.Tag 2:
Am zweiten Tag kommen wir morgens um 7.00 Uhr mit der Fähre in Malmö an. Die Fahrt war zunächst langweilig, wir reißen 570 Kilometer bis nach Oslo, auf oft öder grauer Autobahn, runter. Ab der Norwegischen Grenze reißt der Himmel auf und es wird schön. In Norwegen tanken wir an riesigen Einkaufszentren, die hier sonntags geöffnet sind. Die Ladestationen sind voll, die Teslas stehen Schlange. In Norwegen werden Elektroautos stark subventioniert und das merkt man zumindest an den vollen Superchargern. Am späten Abend treffen wir noch Hansjörg Freiherr von Gemmingen-Hornberg mit seinem Tesla S P85. Er wird später noch im Bereich Elektromobilität (weitere) Rekorde brechen, doch das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Was wir wissen, er war vor uns am Nordkap, wahrscheinlich als erster, der mit einem Elektroauto im Winter die Reise in den Norden gewagt hat. Gut dann sind wir nun zweiter, aber immerhin das erste Frauenteam. Seinen Fahrstil, sein Können und seine Erfahrung kann man (mit etwas Hintergrundwissen) aus dem Daten seines Displays herauslesen - siehe Foto. Doch wir müssen weiter - wir fahren, laden auf und fahren weiter, auch die Nacht durch – immer entlang der E6. Bei jedem Supercharger wechseln wir uns ab. 250 Kilometer nach Trondheim hat die Fahrbahn einen Belag aus Eis und ist mit Schnee bedeckt. Den Norwegern macht das gar nichts aus, sie fahren konsequent, wenn erlaubt, ihre 80 km/h (oder auch schneller). Die Trucker ebenso. Sie haben aber auch meist Spikereifen aufgezogen. Wir halten ganz gut mit, denn unser Vierradantrieb gleicht die glatte Fahrbahn elegant aus. Durch die zwei Motoren wird das Drehmoment an den Vorder- und Hinterrädern separat gesteuert wird. Dabei erfolgt die Steuerung digital und wesentlich direkter als eine mechanische Kraftübertragung.Tag 3:
Am Tag 3 und nach durchgefahrener Nacht gehen wir erst einmal frühstücken, während der Tesla auflädt. Eine Stunde später sind alle satt, aufgeladen und zufrieden. Die Fahrt geht nun weiter von Supercharger zu Supercharger. Oder besser von SuC zu SuC, so nennen die Teslafahrer die Supercharger.Nächstes Highlight ist der Polarkreis – rund 80 km nördlich nach der Stadt Mo I Rana. Hier oben auf 670 Meter Höhe weht es uns fast von der Fahrbahn. Der Schnee zieht wie stürmischer Diskonebel über die Straße. Es sind minus 18 Grad, ab hier beginnt das Polargebiet.
Das Polarkreiszentrum für Touristen ist zugeschneit. Auch gut, so fahren wir schnell weiter, um wieder runter zu den wärmeren Fjorden zu kommen. Nach einem kurzen Tankstopp geht es weiter runter zum Meer nach Innhavet. Der Tesla fährt ruhig und satt auf der Straße, Eis und Schnee scheinen ihm nicht im Geringsten was auszumachen.
Wir haben es (wie schon die ganze Zeit) kuschelig warm. In Innhavet gibt es den nächsten SuC, danach rund 50 Kilometer weiter, fahren wir punktgenau auf eine Fähre, die uns einen großen Umweg erspart.
20 Minuten später geht die Fahrt weiter bis nach Narvik und dem Scandic Hotel – welches uns zum ersten Mal etwas aus dem Lot gebracht hat. Der Grund: dort gibt es in der Garage Aufladestationen (Typ 2), die nicht mit unserem Mennekenstecker funktionieren. Am Abend waren wie einfach zu müde, um der Sache nachzugehen – unser Akku würde uns sowieso sicher zum nächsten SuC bringen. Aber wir sind verunsichert. Funktioniert unser Mennekenkabel? Was ist los? Haben wir einen Adapter vergessen? Des Rätsels Lösung gibt es am nächsten Tag.